Der Weihnachtsbaum von Heinrich Seidel

Der Weihnachtsbaum

von Heinrich Seidel

Schön ist im Frühling die blühende Linde,
bienendurchsummt und rauschend im Winde,
hold von lieblichen Düften umweht;

 

schön ist im Sommer die ragende Eiche,
die riesenhafte, titanengleiche,
die da in Wettern und Stürmen besteht;

 

schön ist im Herbste des Apfelbaums Krone,
die sich dem fleißigen Pfleger zum Lohne
beugt von goldener Früchte Pracht;

 

aber noch schöner weiß ich ein Bäumchen,
das gar so lieblich ins ärmlichste Räumchen
strahlt in der eisigen Winternacht.

 

Keiner kann mir ein schöneres zeigen:
Lichter blinken in seinen Zweigen,
goldene Äpfel in seinem Geist,

 

und mit schimmernden Sternen und Kränzen
sieht man ihn leuchten, sieht man ihn glänzen
anmutsvoll zum lieblichsten Fest.

 

Von seinen Zweigen ein träumerisch Düften
weihrauchwolkig weht in den Lüften,
füllet mit süßer Ahnung den Raum!

 

Dieser will uns am besten gefallen,
ihn verehren wir jauchzend vor allen,
ihn, den herrlichen Weihnachtsbaum!

 

 

Weihnachtsgesteck

 

 

Heinrich Friedrich Wilhelm Karl Philipp Georg Eduard Seidel 

geboren: 25. Juni 1842, Perlin bei Wittenburg,
verstorben: 7. November 1906 in Groß-Lichterfelde/Berlin

Heinrich Seidel war ein deutscher Ingenieur und Schriftsteller. Sein bekanntestes Werk ist das Buch "Leberecht Hühnchen" das aus mehreren Episoden besteht, die zwischen 1880 und 1893 entstanden sind. Hoch geschätzt wurden Seidels Märchen und seine Autobiographie "Von Perlin nach Berlin". Darüber hinaus schrieb er zahlreiche Gedichte, von denen einige auch heute noch in Anthologien übernommen werden. Quelle: Wikipedia

 

Weitere Weihnachtsgedichte von Heinrich Seidel:

Der kleine Nimmersatt

Die verschwundene Puppe

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